Hitliste alter Kneipen in Amsterdam

Sie sind hier

"Braune" Kneipen in Amsterdam

Was muss auf dem Programm stehen, wenn man eine Stadt kennen lernen möchte? Natürlich historische Gebäude, Kunstschätze in den Museen.

Durch die Einkaufsstraßen spazieren und eine Theatervorstellung besuchen. Wer Amsterdam entdecken möchte, muss auch noch ein paar 'braune' Kneipen (Bruine Café's) besuchen, denn in diesen Kneipen, mit ihrer charakteristischen dunklen Einrichtung, findet man die typische Amsterdamer "Gezelligheid". Hier trinken die Amsterdamer am Feierabend ihr Bier. Sie spielen mit Freunden Karten und geben, zusammen mit starken Geschichten, Lebensweisheiten von sich.

Eine Randbemerkung: diese "Gezelligheid" ist so typisch für die Niederlande und Amsterdam, dass man das Wort kaum übersetzen kann. Im Deutschen ähnelt ihm "Gemütlichkeit" oder "Geselligkeit" noch am meisten.

Wenn Amsterdamer in ihrer Stammkneipe sind, haben sie meistens Lust zu plaudern, und in einer 'braunen' Kneipe kommt man denn auch einfach mit Ihnen ins Gespräch. Sogar wenn man kein Wort Niederländisch versteht, denn Amsterdamer sprechen gerne in Ihrer Sprache mit Ihnen (und meistens können sie es ganz gut...).

Über die Stadt verteilt findet man 'braune' Kneipen in allen Sorten und Größen. Von Trinkhallen, in denen jährlich über eine Million Gläser Bier an durstige Kunden verkauft werden, bis zu kleinen Kneipen, die nur aufgrund einer Hand voll Nachbarn bestehen, die dort 'Klaverjassen' spielen (die niederländische Variante von Skat). Die 'braunen' Kneipen haben jedoch eine Reihe von gemeinschaftlichen Kennzeichen: Wände und Decken sind vom Alter und Tabakrauch verfärbt, ein paar historische Prunkstücke werden gehegt und es gibt keine Musik. Die einzigen Geräusche, die man hier hört, sind das Gemurmel der Kunden und das Klirren der Gläser beim Abwasch.

Alt, älter, am ältesten...

Amsterdam hat auf dem Gebiet der Kneipen eine lange und reiche Tradition. Witzemacher sagen, dass die erste Kneipe schon im 13. Jahrhundert von zwei Männern eröffnet wurde, die laut der Legende um 1200 herum in einem kleinen Boot am sumpfigen IJ-Ufer angespült wurden. Auf jeden Fall steht fest, dass es schon im 17. Jahrhundert in Amsterdam zahllose Trinkhallen gab, die jedoch den Kneipen, wie wir sie heute kennen, nicht sehr ähnlich waren. Für ein Gläschen ging man damals in die Schankstuben annex Probierstuben, wo man umsonst die diversen alkoholischen Getränke probieren durfte, bevor man eine oder mehrere Flaschen kaufte. Zweifellos musste der Wirt regelmäßig das Glas seiner Kunden nachfüllen, bevor sie sich zwischen den zahllosen Sorten geistreicher Flüssigkeiten entscheiden konnten...

In Amsterdam gibt es noch immer Probierstuben, der Eigentümer verlangt jetzt jedoch eine Vergütung für das 'Testen' seiner Spezialitäten aus dem Fass. Welche 'braune' Kneipe die älteste von Amsterdam ist, lässt sich nur schwer sagen. Mindestens vier Kneipen behaupten diesen Ehrentitel tragen zu dürfen, aber eindeutige historische Beweise, um ihre Behauptung zu erhärten, wurden nie gefunden. Gründungsdaten müssen denn auch mit sehr viel Vorsicht behandelt werden.

Die Hitliste der alten Kneipen in Amsterdam

Café Chris, Bloemstraat 42

Seit 1624 eine Schankstube, in der laut Überlieferung die Bauarbeiter des in der Nähe gelegenen Westerturms ihren Lohn ausgezahlt bekamen. Die Westerkirche wurde zwischen 1620 und 1631 gebaut, der 85 Meter hohe Turm wurde jedoch erst 1638 fertig gestellt. Eine der Kuriositäten der Einrichtung: die Zugkette vom WC befindet sich außerhalb der Toilette.

Café Karpershoek, Martelaarsgracht 2

Eine Kneipe anno 1629. Wurde früher von Seeleuten besucht, die im Hafen anlegten. Noch immer liegt in dieser Kneipe Sand auf dem Fußboden, so wie dies im 17. Jahrhundert üblich war.

Café De Druif, Rapenburg 83

Das Café De Druif ("die Traube") soll schon 1631 seine Türen geöffnet haben. Nicht weit entfernt wohnte der berühmte Seeheld Piet Hein. Laut Überlieferung trank er hier regelmäßig ein Gläschen. Dies tat er dann aber als Geist, denn Piet Hein starb 1629.

Café Papeneiland, Prinsengracht 2

Dieses Haus mit den zwei herrlichen Treppengiebeln, auf der Ecke Brouwersgracht, am Rande des Jordaan, stammt aus dem Jahre 1642. Es wird behauptet, dass ein Sargmacher annex Begräbnisunternehmer hier schon um 1600 als Nebenverdienst Alkohol verkaufte. Das muss dann in einem Vorläufer dieses Gebäudes dem Café Papeneiland ("PapstInsel") gewesen sein, denn mit dem Bau des Jordaan wurde erst 1612 begonnen.

De Drie Fleschjes, Gravenstraat 18

Anno 1650. Seit 1816 ist das Lokal De Drie Fleschjes ("die Drei Flaschen") die Probierstube von Hendrik Bootz. Die Gravenstraat wurde nach den Grafen von Henegouwen benannt, die hier im 14. Jahrhundert regelmäßig in einer Herberge übernachteten.

Café Hoppe, Spui 18-20

Anno 1670. Berühmt für die "stehenden Empfänge", die hier bei gutem Wetter auf dem Bürgersteig stattfinden. Touristen, die nicht wissen was los ist, denken oft, dass es ein Menschenauflauf ist oder dass die Menge hier wegen eines Unfalls stehen bleibt.

Café Kalkhoven, Prinsengracht 283

Diese Kneipe, direkt gegenüber vom Westerturm, datiert aus dem Jahre 1670. Es gibt jedoch ein Gerücht, dass die Kneipe sogar schon um 1630 bestand. In diesem Fall stände Kalkhoven der vierte Platz auf dieser Liste historischer Kneipen zu.

Café In de Wildeman, Nieuwezijds Kolk 5

Diese Likörbrennerei von Levert & Co. wurde hier 1690 gegründet. Seit einiger Zeit ist es eine gemütliche Kneipe und Probierstube, in der man aus ungefähr 150 Sorten Bier wählen kann.

Café 't Smalle, Egelantiersgracht 12

1786 eröffnete der berühmte Pieter Hoppe an dieser Stelle seine Likörbrennerei und Probierstube. Das Gebäude wurde in den 70er-Jahren dieses Jahrhunderts innen und außen in alter Pracht renoviert und somit erhielt der Jordaan (und Amsterdam) eine weitere herrliche Kneipe.

't Doktertje, Rozenboomsteeg 4

Der Name des Lokals 't Doktertje ("der kleine Arzt") aus dem Jahre 1798 bezieht sich auf eine Zeit, in der alkoholische Getränke noch einen medizinischen Nimbus hatten. Eine gute Entschuldigung, um das Glas noch einmal füllen zu lassen. Café 't Doktertje ist mit einer Fläche von kaum 18 Quadratmetern vielleicht das kleinste Café von Amsterdam; die Einrichtung wurde im Laufe der Zeit mit einer Sammlung von Gegenständen verziert, an der man sich so schnell nicht satt sehen kann. Die Schenke liegt ganz in der Nähe des mittelalterlichen Beginenhofes (Begijnhof); die Chronisten erzählen nicht, ob früher die frommen Beginen auch zu den festen Kunden gehörten.

Trinkerjargon

Kneipentouren kennen in Amsterdam eine Jahrhunderte alte Tradition und es ist denn auch nicht verwunderlich, dass man davon im Sprachgebrauch der Amsterdamer heute noch immer etwas wieder finden kann. Genauso wie die Sprache der Eskimos etwa zehn unterschiedliche Wörter für Schnee kennt, verfügen die Amsterdamer über ein großes Vokabular, um ein Glas Jenever oder ein Bier zu bestellen.

Am häufigsten wird der Ausdruck 'Borrel' für Jenever benutzt, aber daneben gibt es auch Bezeichnungen wie 'Hassebassie', 'Keiltje', 'Neutje', 'Pikketanussie', 'Recht op en neer' und 'Slokkie'. Der etwas internationaler orientierte Amsterdamer spricht in diesem Zusammenhang auch schon mal von einem 'Uppercut'. Ausdrücke wie 'Kamelenrug' und 'Over 't IJ-kijkertje' bezeichnen ein Glas Jenever, das so voll ist, dass man erst vorsichtig abtrinken muss. Amsterdamer bestellen ihren Jenever oft zusammen mit einem Glas Bier.

Der Wirt stellt in diesem Fall einen 'Kopstoot' oder ein 'Stelletje' auf die Theke. Für Bier in einem kleinen Glas sind Wörter wie 'Colaatje Pils', 'Kabouterpils' und 'Lampie Licht' im Umlauf, während Gerstenbier im großen Format ein 'Bakkie' oder eine 'Vaas' genannt werden. Noch eine Eigentümlichkeit der niederländischen Kneipe: Bier wird mit einer Schaumkrone gezapft, die laut der geltenden niederländischen Auffassungen ungefähr zwei Finger hoch sein muss. Es wird dabei laut Kennern versucht, dass der Schaum etwas erhaben auf dem Glas steht.

(Niederländisches Büro für Tourismus & Convention)

 

 

Folgen Sie uns

Alle Bilder, Texte, Grafiken, wenn nicht anders gekennzeichnet, von UTiP Hagen / Westfalen. La Graciosa.de ist ausdrücklich nicht für den Inhalt externer Seiten verantwortlich. Es gelten die angegebenen Nutzungshinweise.