Nach vielen Reisen auf die kanarische Insel La Graciosa, der Namensgeberin dieser Seite, lag eine Reise zur kleinen Azoreninsel Graciosa natürlich nahe.
Wir reisen mit dem Flugzeug an. Die Fluggesellschaft Sata verbindet alle neun Inseln der Azoren miteinander. Hauptdrehscheiben sind dabei wohl die internationalen Flughäfen Sao Miguel und Terceira. Wir fliegen zunächst von Düsseldorf nach Sao Miguel und dann mit kleinen Propellermaschinen über Terceira nach Graciosa.
Das Fliegen mit den kleinen Sata Maschinen ist unkompliziert und ein wenig wie Busfahren. Da es keine zugewiesenen Sitzplätze gibt setzt sich jeder Gast wo es ihm gerade gefällt und der Weg zum Flugzeug wird zu Fuß gegangen.
Die Flüge dauern nicht allzu lang. Von Sao Miguel nach Terceira sind wir gerade mal etwa 30 Minuten unterwegs. Die Strecke von Terceira nach Graciosa ist mit 15 Minuten nur noch ein Katzensprung.
Auf dem Weg zum Flugzeug.
Die Ankunftshalle auf Graciosa ist sehr überschaubar. Ein gefühlt etwa drei Meter langes Förderband bringt das Gepäck zu den Reisenden. Vor dem kleinen Gebäude warten gespannt Familien und Freunde.
Gerade mal zwei Taxen warten auf dem Parkplatz. Das eine, offensichtlich vorbestellt, wird bereits mit Gepäck beladen. Wir haben Glück. Der noch wartende Taxifahrer winkt uns zu sich rüber und fragt uns in rauem, amerikanischem Englisch wohin es gehen soll. Tatsächlich. Die Azorer haben offensichtlich Kontakte in die USA und nach Kanada. Das Haus, welches wir im Internet gebucht haben, kennt er. Natürlich, wie uns später auffallen wird.
Während der kurzen Fahrt durch Dörfer, Weiden und die Küste entlang erzählt er unablässig von der Schönheit der Insel und des gebuchten Hauses. Da die Vermieterin noch nicht vor Ort ist, will er uns kurzerhand zu ihrer Schwiegermutter fahren, die er auch kennt. Natürlich.
Auf dem Weg dorthin treffen wir aber schon den Vermieter, der eine Dolmetscherin mitgebracht hat. Eine Dorfbewohnerin, die lange in Kanada gelebt hat und der Liebe wegen wieder nach Graciosa zurück gekommen ist.
Nach kurzer Besichtigung des Hauses erzählt auch die Ex Kanadierin von der Schönheit der Insel und warum sie nun wieder dort lebt und das morgen Fest im Dorf sei und ob wir nicht vorbei kommen möchten. Nach einem kurzen Telefonat lädt sie uns sogar noch zum gemeinsamen Mittagessen im Kulturzentrum ein.
Das ist typisch für die ganze Insel. Egal wohin wir kommen. Alle Menschen freuen sich und winken fröhlich oder sagen sogar ein paar Worte zum Gruß. Viele können Englisch und wenn nicht klappt es auch ohne Portugiesisch mit Händen und Füßen.
Santa Cruz von oben.
Kneipen und Supermärkte gibt es außerhalb der Hauptstadt Santa Cruz so gut wie keine. Und auch Santa Cruz ist nicht wirklich groß. Auffällig ist der Praça Fontes Pereira de Melo, der Dorfplatz mit den beiden Wasserbecken, die früher zur Wasserversorgung in Dürrezeiten dienten. Heute schwimmen nur noch ein paar Enten auf dem Wasser herum. Hier gibt es ein kostenloses WLAN, zwei kleine Kioske und schattige Plätze unter großen Bäumen.
Neben zwei kleinen Lebensmittelläden gibt es in Santa Cruz noch eine kleine Boutique, einen Juwelier, eine Bank und ein Busdepot.
Die Lebensmittel Auswahl ist entsprechend der Größe der Insel begrenzt. Frische Tomaten haben wir beispielsweise keine gefunden. Artikel des täglichen Bedarfs, wie Wasser, Konserven, Brot und Deo so schön genannt werden, haben aber selbst die kleinen Supermärkte. Die Preise sind ähnlich wie in deutschen Supermärkten. Discounter Preise gibt es nicht. Wie in Südeuropa scheinbar üblich gibt es sehr wenig Fertiggerichte ;)
Ausländische Produkte gibt es kaum, und wenn dann sind das amerikanische Süßigkeiten, fettfreie Pfannensprays oder Sirup. Deutsches Bier, Wasser oder Brot gibt es nicht mal auf den großen Inseln.
Bier. Das portugiesische Bier ist etwas teurer als in Deutschland und wird viel in ganz kleinen 0,2 Liter Fläschchen und in großen 1 Liter Flaschen verkauft. Das Insel Bier von Sao Miguel gibt es auf Graciosa offenbar nicht.
Neugierige Kühe.
Laut Reiseführen und Reisemagazinen gibt es zwei Sehenswürdigkeiten auf Graciosa. Die Furna do Enxofre, eine Lavahöhle und die Therme von Carapacho. Für uns war allerdings die gesamte Insel sehenswert und spannend. Es wirkt als bestünde fast ganz Graciosa aus Weiden und Feldern, die durch Mäuerchen und Hecken getrennt sind. Der vulkanische Ursprung lässt sich oft nur noch erahnen, zeigt sich an einigen Stellen dann wieder deutlich in Form von kahlem Lavasand und schwarzen Felsen.
Überall streifen Kuhherden über die großen Wiesen oder werden zum Melken durch die kleinen Dörfer getrieben. Gegen Nachmittag gehen die Kühe sogar selbständig zu mobilen Melkmaschinen.
Aber nicht nur Kühe stehen auf den Weiden. Auch Ziegen, Pferde und sogar Esel blicken neugierig wenn wir vorbeikommen. Die kläffenden Hunde dürfen natürlich nicht fehlen, obwohl die auf Graciosa wirklich klein ausfallen.
Beeindruckende Höhle. Hinten der See Styx.
Die Sehenswürdigkeit der Insel ist die Furna do Enxofre, eine 50 Meter hohe Lavahöhle so groß wie ein Fußballfeld. Mussten sich die ersten Abenteurer noch abseilen, können die Besucher heute durch einen Turm 180 Treppenstufen hinunter in die mit Schwefeldämpfen gefüllte Grotte steigen. Auf dem Weg hinunter geben kleine Balkone immer wieder den Blick auf die Höhle nach unten und die Felsspalten nach oben frei.
Zurück geht es über das Treppenhaus die 180 Stufen wieder hinauf.
Blick vom Campingplatz auf die Therme von Carapacho
Die Therme von Carapacho liegt malerisch an der Küste des gleichnamigen Ortes Carapacho unterhalb von Steilklippen im Süden der Insel. Das winzige Hallenbad mit seinem vielleicht 10 Meter mal 5 Meter großem Becken ist ein wenig klein geraten wirkt dadurch aber urig gemütlich. Die Besucher sollen sich ohnehin nur 30 Minuten im 40° C heißem Wasser aufhalten, dem verschiedene Wirkungen nachgesagt werden.
Mal verbessert das Wasser das Hautbild, mal die Verdauung und in anderen Texten wird von heilender Wirkung auf Knochen und Gelenke berichtet. Außer einem schönen heißem Bad im stehtiefen Wasser haben wir keine Wirkung verspürt. Obwohl wir nachher etwas müde waren.
Vor dem Gebäude befinden sich die Meeresschwimmbecken von Carapacho.
Pittoresker Vorhof in Praia.
In der zweitgrößten Stadt der Insel, Praia, legen in den Sommermonaten Fähren an. Sonst ist der Ort mit seinen knapp 800 Einwohnern verschlafen. Einige Fischer sitzen am Hafen und Plaudern oder warten ihre Boote. Auch die winken fröhlich wenn Besucher vorbei kommen. Am naturbelassenen Stadtsträndchen, der hinter den festungsartigen Mauern liegt, gibt es ebenfalls kostenloses WLAN.
Gegenüber zwei Bars, in denen in Portugal übrigens unter bestimmten Voraussetzungen noch geraucht werden darf. Sehr ungewöhnlich für Europa.
Am Hafen stehen einige der für Graciosa typischen Windmühlen, von denen heute eine als Ferienhaus gemietet werden kann.
Getrockneter Mais in Luz. Sieht aus wie im Freilichtmuseum ist aber echt.
Die Dörfer und Siedlungen auf Graciosa sind in vielen verschiedenen Stilen gebaut. Mal überwiegen weiß oder farbig gestrichene Häuser, mal schwarze, aus Naturstein gebaute Häuser, dann überwiegen wieder aus grauen Felsen gebaute Höfe und Reihenhäuser mit Vorgarten. Viele Häuser sind verlassen oder werden kaum noch gepflegt, andere Dörfer sehen hingegen aus wie Freilichtmuseen.
Es gibt viel zu sehen auf der kleinen Insel, die schon nach kurzer Zeit gar nicht mehr so klein ist. Auch wenn viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu schaffen sind, empfiehlt sich für einen Aufenthalt der Gedanke an einen Mietwagen.
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